Montag, 16. August 2010

Tage 16 - 18 Kraftakt durch Frankreichs Huegel

Die Schoenheit Le Havres in allen Farben und Formen
Tag 16 - Nach unserem Besuch im Internet-Café, dessen Rechnung (18€) fast unser gesamtes geplantes Tagesbudget aufgefressen hatte, mussten wir wieder den harten Schritt ins nasse, haessliche Le Havre machen. Es regnete immer noch in Stroemen! Regenklamotten wieder an und ab... bloss raus hier! Kurz noch einkaufen und dann den schnellstmoeglichen Weg genommen, auch wenn es eine Autobahn ist. So fuhren wir die naechsten 5 Kilometer, um unser Wohlergehen zitternd, einen Meter von Autos entfernt, die mit 100 km/h an uns vorbeirauschten. Die erste Ausfahrt nehmend, kamen wir nach Harfleur, wo wir uns an der Tanke durchfragen mussten, wo es denn bitte nach Honfleur gehe... Am besten ueber den Pont de Normandie, den wir bei unseren Internetrecherchen im Vorhinein als "Must-See"-Ort gekennzeichnet hatten. Wobei es uns bei diesem Wetter dann doch eher weniger reizte eine steile Bruecke Seite an Seite mit rasenden LKWs zu befahren. An zwei Tankstellen mussten wir uns dann durchfragen bis wir einigermassen die richtige Richtung nach Honfleur gefunden hatten.
Und zu unserer "Freude" sollten wir dann sogar gleich zwei riesige Bruecken befahren.
Die Autobruecke, die uns einige Nerven gekostet hat
Was uns nicht klar war, kurz bevor wir sie dann befahren sollten: Die Erste war eine reine Autobruecke!
Mit zittrigen Knien fuhren wir hoch und waren heilfroh als wir unten wieder ganz ankamen. Die darauffolgende Bruecke, war dann der Pont de Normandie, der aus der Weite wirklich extrem steil aussieht.
Der Pont de Normandie erhebt sich vor uns
Wirklich viele Schweissperlen konnte er uns jedoch nicht abringen. Oder wir merkten es wegen des weiterstroemenden Regens einfach nicht mehr...
Was man hoch faehrt, darf man auch wiede runterfahren. Die Abfahrt war aber, wie schon der ganze heutige Tag eher eine Enttaeuschung. Extremer Wind liess eine ruhige, schnelle Abfahrt nicht zu...
Kurz danach, immerhin ein Lichtblick: McDonald's. Hier machten wir alles bis auf essen. Vor allem um sich einmal schoen mit Seife die Haende zu waschen und das windgegerbte Gesicht im Spiegel zu betrachten (jedes Mal ein Schock...) ist dieses Restaurant auf unserer Tour eine gern gesehene Aufenthaltsstaette.
Doch wie es dann doch kommen musste, hatten wir vorm Zelt aufschlagen noch einen Anstieg zu befahren. Also kaempften wir uns hoch, schlugen auf einem Getreideacker unsere Zelte auf, machten uns was Warmes zu essen und schliefen, wie konnte es heute anders sein, bei stroemendem Regen ein.

Tage 17 - "Ab Le Havre wird alles besser", so der Tipp der zwei Belgier, die wir auf unserem Weg nach Etretat trafen. "Alles besser" hiess fuer uns, keine so huegelige und bergige Landschaft mehr. Die ersten Kilometer am 17.Tag liessen dann auch hoffen. Die ersten 40km fuhren wir bei schoenerem Wetter in einer Zeit von unter 2 Stunden! Es schien, als wuerden wir nur noch die Auslaeufer der Anstiege vergangener Tage befahren. So durchradelten wir dann frohen Mutes Caen, wo wir uns die Festung und die schoenen Kirchen anguckten und einen kurzen Abstecher zum Stadion von Stade Malherbe Caen machten. Zufaellig trainierte auch gerade die dortige Erstligamannschaft. Beim Zuschauen wurde uns dann klar, wie sehr uns der Fussball doch fehle...
Fussballtraining von Stade Malherbe Caen

Aber das Radfahren machte uns heute auch viel Spass, war uns das Wetter doch relativ freundlich gestimmt.
Weiter ging es dann durch die Region Calvados. Die Huegellandschaft wurde jedoch nicht wie erhofft flacher, sondern zu unserem Schrecken, sahen wir nach jedem Anstieg, eine weiter Huegelkette, die noch hoeher gelegen war als die Vorangegangene. Die Kroenung kam dann in einem 5km langen Anstieg hoch zum groessten Huegel/Berg der Region, bei dem wir auch unseren 1500km feiern konnten. Oben angekommen, suchten wir uns einen schoenen Zeltplatz. Da es noch relativ frueh war, liessen wir uns dann beim Kochen und dem darauffolgendem Essen Zeit und entspannten noch einmal so richtig bei klarster Bergluft.

Tag 18 - Arme Reiseradlerseele, die sich in der Huegellandschaft Nordfrankreichs verirrt... Rauf und runter, immer weiter, ohne Ende. 5 Minuten hoch gekaempft, 30 Sekunden mit 50km/h runtergerast. Mit flauem Gefuehl, da der naechste steile Anstieg bereits wartet, uns auch der letzten Kraftreserven zu berauben.
Einer der typischen Anstiege
Nicht einmal Ruhm und Ehre gibt es, sollte man es dann doch schaffen, sich der Klauen dieser erbarmungslosen Landschaft zu entreissen. Denn die Allgemeinheit denkt: "Nordfrankreich ist flach. Vielleicht ein bisschen windig." Wenn man dann erzaehlt, wie sehr man sich doch im Norden schon verausgabt hat, wird man nur belaechelt. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die Berge Suedfrankreichs deutlich angenehmer zu fahren sind, als das, was wir hier die letzten Tage erlebt haben. Es ist groesstenteils nicht nur eine Sache der Kondition und der Kraft, die bei uns dann doch merkbar gestiegen ist. Es ist vor allem auch Kopfsache!
Waehrend man einen Huegel bezwingt und oben auf der Spitze angekommen ist, sieht man bereits einige hundert Meter weiter den naechsten genauso anstrengenden Anstieg, der einem effektiv null Hoehe bringt.
Waehrend man in den Alpen oder den Pyrenaen dauernd hoch faehrt und am Ende den Gipfel ersturmt und sich auf die Abfahrt freuen kann, ist es hier ein dauerndes Auf und Ab, wie bei einer Achterbahn, nur dass man sich den muehsamen Weg nach oben erkaempfen muss und die Strecke theoretisch auch einfach eben sein koennte.
Tagelang nur diese Huegellandschaften...
Mit eisernem Willen, eisernen Oberschenkeln und schimpfend ueber die franzoesischen Strassenbauingenieure, schafften wir aber auch an dem Tag mehr als 80km und befoerderten uns kurz vor en Klosterberg Mont St.Michel, den wir am naechsten Tag genauer betrachten wollten, nachdem wir ihn bereits aus 30km Entfernung in der Abendsonne majestaetisch am Horizont emporragen sahen.
Am Campingplatz in Ducey wurde uns dann freundlich von der Besitzerin ein Platz gezeigt, wo wir dann unsere Zelte aufbauen konnten. Zugleich hatten wir auch endlich wieder die Moeglichkeit zu duschen, unsere Elektronik aufzuladen und uns zu entspannen. Morgen wollten wir es ruhiger angehen...

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