Montag, 30. August 2010

Tage 22 bis 25 - Sprint nach Bordeaux

Tag 22 - Fortsetzung: Nachdem wir also nun zu einer fuer uns sehr spaeten Zeit, 21h, das Internet-Café verlassen hatten und noch in La Rochelle´s Innenstadt waren, und das ohne Abendessen und ohne Schlafplatz und vor allem auch ohne Licht bei einsetzender Daemmerung, war nun schnelles Handeln gefordert.
Der Magen wurde zu allererst mit einem "Kebab avec frites", also einem Doener mit Pommes, zufriedengestellt.
Trotz des exorbitant hohen Preises von 4,80€ (der in Frankreich dem Standardpreis fuer einen Doener entspricht) und der exorbitant kleinen Groesse, die etwa einem halben Erdem-Doener entspricht, war dann wenigstens dieses Grundbeduerfnis einigermassen gestillt und wir konnten uns auf Zeltplatzsuche machen. Nachdem wir eine Landstrasse befuhren, bei deren Beleuchtung wir gerade so noch unsere Hand vor Augen erkennen konnten, erspaehten wir gluecklicherweise ein schoenes abgemaehtes Kornfeld, wo wir dann unsere Zelte aufbauten und uns zu Bett begaben.

Zwei Zelte im Kornfeld.
Tag 23 - Geweckt von der sich ausbreitenden Hitze in unseren Zelten, oeffneten wir unsere Zeltvorhaenge und erblickten einen klaren Himmel in hellstem Sonnenschein. Heute wollten wir ein gutes Stueck in Richtung Bordeaux schaffen, von dem uns immer noch etwa 180km trennten.
Erstes Ziel war Rochefort.
Den relativ ereignislosen Weg bis dahin, vertrieben wir uns mit langen Diskussionen ueber alle moeglichen Themen. So waren dann auch schnell 20km wie verflogen und wir erreichten unser erstes Ziel, wo wir uns zum Lidl begaben und erst einmal einkauften.
Beim Verspeisen unserer erstandenen Eistueten wurden wir dann Zeuge einer interessanten Sportart, von der uns bereits Kito, unser Wegbegleiter in Nordfrankreich erzaehlt hatte. Dem Containern.
Das grundsaetzliche Prinzip basiert auf der Tatsache, dass Supermaerkte ihre Waren, die sie nicht mehr verkaufen koennen, meist weil das Mindesthaltbarkeitsdatum fast abgelaufen ist, in Container packen und vor den Laden stellen.
Der geuebte Containerer weiss bereits, wann er vor Ort sein muss um kostenlose (meist noch essbare) Waren abgreifen zu koennen. Neben dieser Faehigkeit des perfekten Timings sind auch Wissen ueber Lebensmittel und ihre Haltbarkeit notwendig! Um den perfekten Fang zu machen, sollte man ausserdem ueber eine gute Beweglichkeit und Gelenkigkeit verfuegen, wie uns dieser Top-Sportler aus Rochefort eindrucksvoll auf diesem Schnappschuss beweist:
Profi-Containerer erbeuten Essen und Lidl-Arbeitskittel.
Nach dieser interessanten Lektion ging es dann fuer uns weiter in Richtung Royan, wo wir die Faehre nehmen wollten um auf die halbinselfoermige Flaeche suedlich der Gironde zu kommen.
Die 40km bis nach Royan fuhren wir bei schoenstem Sonnenschein an einer Autoschnellstrasse entlang, die nach einiger Zeit  dann jedoch kaum noch von Autos befahren wurde, so dass wir gemuetlich Kilometer machen konnten.
An Muschel- und Austern-"Plantagen" entlangfahrend erreichten wir Royan, wo wir den Atlantik und auch schoene Badestraende erblickten.
Die Atlantikkueste laedt zum Baden ein!
Hier setzten wir mit der Faehre ueber und machten Rast auf Baenken im Wald. 
An diesem Ort fiel dann auch die Entscheidung, ab Bordeaux fuer einige Tage getrennt zu fahren. So, dass man sich frisch, erholt und topfit in Carcassonne wiedertreffen kann, um danach gemeinsam die Pyrenaeen zu erklimmen.
Zunaechst jedoch fuehrte uns die weitere Strecke an Sumpf-und Marschlandschaften vorbei, immer wieder unterbrochen von kleineren Waldstuecken. Am Wegesrand erblickten wir dabei die unterschiedlichsten ueberfahrenen Geschoepfe wie z.B. dieses Prachtexemplar einer Schlange.

Hier durchbrachen wir auch die Grenze von 2000 Kilometern!

Die Sumpflandschaft wich in der Naehe von Lesparre-Médoc dann Weinstoecken.
Die Daemmerung setzte ein und es wurde immer schwieriger unter diesen Umstaenden noch einen guten Wildzeltplatz zu finden. Letztenendes entschieden wir uns fuer ein kleines Stueck Grasflaeche an einem Feldweg inmitten von weidenden Kuehen, wo wir unsere Zelte aufbauten und unser Abendessen verspeisten.
Bei der abendlichen Diskussion danach ueber den bisherigen Tourverlauf und die weiteren Tage, wurde uns dann bewusst, dass wir uns voellig unnoetigerweise eine Atmosphaere, die dominiert vom Zeitdruck und dem Zwang viele, viele Kilometer jeden Tag zu machen, aufgebaut hatten. Mindestens 80km jeden Tag!! Ab jetzt wollten wir es langsam angehen lassen und geniessen! Schliesslich waren wir schon in Suedfrankreich angekommen...

Tag 24 - Aus dem geplanten Ausschlafen wurde dann jedoch nichts... Mehrmals hatten wir bereits im morgendlichen Halbschlaf ein Auto vorbeifahren hoeren, dass beim vierten Mal schliesslich anhielt und dessen Fahrer uns einen "Guten Tag" auf franzoesisch wuenschte. Nebenbei erwaehnte er, dass wir doch bitte nicht mehr weiterschlafen sollen, da er gleich hier mit irgendwas durchmuesste... Wir verstanden nicht so recht. Als er dann aber schliesslich ein lautes "Muuuuhhhh"-Geraeusch machte, bei dem wir fast lachen mussten, kapierten wir, dass er mit seinen Kuehen hier durchwollte. Naja, wir wollten ja mal nicht so sein... Also bauten wir ohne Fruehstueck ab und fuhren los. Einkaufen und Essen holten wir nach einigen Kilometern ein. Dann ging es die restlichen 40km nach Bordeaux...

Hier suchten wir das Office de Turisme auf, liessen uns eine Stadtkarte geben, auf der wir uns den Campingplatz, das Fussballstadion mit Fanshop und ein englischssprachiges Kino einzeichnen liessen.








Im Kino reservierten wir uns fuer den naechsten Morgen 2 Karten fuer 'The Expendables', einen Actionkracher von und mit Sylvester Stallone, Jason Statham, Bruce Willis, Arnold Schwarzenegger uvm. Eine Massnahme gegen die allmaehliche Ermuedung vom Fahrradfahr-Alltag. Die freundliche Kinomitarbeiterin hatte sogar nichts dagegen unser Gepaeck fur die Dauer des Films zu bewachen.
So fuhren wir danach also zu dem sich etwa 10km noerdlich der Stadt befindlichen Campingplatz, kauften zuvor noch ein wenig Bier ein, welches wir dann abends am dortigen See tranken und dabei die Tour bis hierhin resuemierten und uns bereits auf die Tage allein einstimmten.

Tag 25 - Am naechsten Morgen mussten wir uns ein wenig beeilen, kamen dann jedoch puenktlich zur morgendlichen Vorstellung von The Expendables an. Den Kinosaal verliessen wir mit unterschiedlichen Meinungen, waren uns aber in der Hinsicht einig, dass uns ein wenig Medienkonsum doch ganz gut getan hat.


Dann ging es zum Stadion, ueber das es jedoch nichts Gutes zu berichten gibt, da es eine totale Enttaeuschung war.
So fuhren wir noch ueber eine schoene Bruecke aus der Stadt heraus, wuenschten uns eine gute Reise und riefen uns ein letztes "Bis Bald!" zu, bevor sich unsere Wege erst einmal fuer die naechsten Tage trennen sollten.

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