Nun hatten wir uns also 2 Tage frueher als geplant auf dem Campingplatz in Trebes, 5 km hinter Carcassonne, wiedergetroffen. Wir tauschten uns ueber die Erlebnisse der letzten Tage aus, kauften ein und entschieden, den 29. Tourtag einfach mal zu geniessen.
Nachdem wir ein paar Stunden auf dem Campingplatz verbracht hatten, machten wir uns auf nach Carcassonne, um ein Internet Cafe aufzusuchen. Da der heutige Tag nur der Entspannung dienen sollte, liessen wir den Blog vorerst einmal ruhen und beschaeftigen uns mit privaten Dingen. Abends gingen wir dann recht frueh schlafen, das Wetter der letzten Tage hatte uns doch Kraft gekostet. Viel gab es vom 29. Tourtag also nicht zu berichten, aber so eine Art Ruhetag hatten wir uns auch einfach mal verdient...
Statue in Carcassonne |
Am Folgetag schliefen wir erst einmal so richtig aus, bis die Sonne die Zelte so sehr erhitzt hatte, dass ein Weiterschlafen unmoeglich wurde. Noch ahnten wir nicht, wo wir in der folgenden Nacht schlafen wuerden, doch dazu spaeter mehr! Wir warteten noch die Mittagshitze ab und lasen ein wenig, bevor wir unsere Sachen packten und erneut nach Carcassonne fuhren.
Wir besichtigten die Stadt und vor allem die grosse Burg und fuhren gegen Abend dann weiter. Wir wussten, dass uns nun die Berge, der Knackpunkt der Tour, bevorstanden! Die Fahrt nach Limoux war noch relativ locker, die Anstiege waren eher rar gesaeht und keine wirklichen Herausforderungen.
Eine groessere Herausforderung stellte dann spaet abends die Schlafplatzsuche dar. Wir fragten ein aelteres Paar nach Campingplaetzen in Limoux. Sie sagten uns, dass ihnen in der Region keine bekannt seien und so schauten wir uns nach alternativen Schlafmoeglichkeiten um. Eine Art abgelegener Park, ein Feld nahe einer Schnellstrasse, ein schrottplatz-aehnliches Plaetzchen, alles keine wirklich tollen Aussichten!Die Tribuene |
Doch dann kamen wir an einem Ort vorbei, der uns als Sportfans sowieso magisch anzieht: Das Stadion! Wie wir jetzt aus dem Internet wissen, das Stadion des Rugby-Teams "Limoux Grizzlies", das ein Fassungsvermoegen von 5.000 Zuschauern aufweist.
Wir ueberlegten und berieten kurz und entschlossen dann, hineinzugehen, ein Tor war offen. Dann stach uns der VIP Bereich des Stadions ins Auge. Es war zwar kein VIP Bereich wie in Bundesligastadien. Es gab also kein Freibier oder leckeres Essen, aber es war ein durch Glasbarrieren windgeschuetzter Bereich auf der Tribuene, sogar mit Tischen. Wir waren begeistert!
Noch kurz abgewartet, bis ein Paar, das mit dem Hund Gassi ging, aus dem Stadion verschwand und dann schleppten wir schnell unsere Taschen in den VIP Bereich, schlossen die Raeder an einem Gitter an und richteten uns in unserer neuen Schlafstaette ein. Es mag ein wenig dreist erscheinen, aber ungewoehnliche Situationen erfordern eben auch manchmal ungewoehnliche Massnahmen!
Morgens im Stadion |
Endlich konnten wir auch mal wieder an einem Tisch essen und dabei auf Stuehlen sitzen. Wir brauchten also wirklich nicht lange, um uns mit diesem "Wildcamping"-Platz anzufreunden. Nicht einmal Zelte mussten wir heute aufbauen. Die Nacht war von der Temperatur sehr angenehm, im Schlafsack brauchte man nicht zu frieren. Nur einmal wunderten wir uns ueber ein ploetzlich einsetzendes, rauschendes Geraeusch. Wir blickten uns um und bemerkten, dass die Rasensprenger angegangen waren.
Nach ca. 30 Kilometern machten wir in Quillan dann Pause, um die Mittagshitze abzuwarten. Es war wieder ein sehr heisser Tag! Uns war bewusst, dass direkt nach Quillan der erste richtig saftige Anstieg wartete und so hatten wir einen Grund mehr fuer diese laengere Pause. Wir beobachteten die hier heimischen Menschen und wussten uns dabei zu amuesieren. Da war zum Beispiel eine Frau, die eine Art Rucksack nicht auf dem Ruecken, sondern in der Hand trug. So weit nichts ungewoehnliches, aber als sie dann innerhalb der 2 Stunden ca. 15 Mal (irgendwann hatten wir nicht mehr gezaehlt) an uns vorbeiging, wunderten wir uns schon ein wenig ueber sie und fuehlten uns ein wenig an den Mann auf einem Campingplatz in Holland zurueckerinnert, der in der Nacht unzaehlige Male mit dem Rad wegfuhr und immer wieder zurueckkam.
Dann gab es in Quillan noch einen aelteren Mann, der wie ein Revolverheld umherging. Zudem einen recht grossen, kraeftigen Mann, der mit einer Art Schlagstock durch die Strassen stolzierte. Und alle hatten sie eines gemeinsam: Sie gingen staendig an uns vorbei! Die Menschen scheinen hier viel Freizeit zu haben ...
Dann ging es los! Kurz vor dem Ortsausgang verlief die Strasse nicht mehr ansatzweise gerade, es ging bergauf - und wie! Innerhalb der naechsten 10 Kilometer ging es von 200 auf 800 Hoehenmeter hinauf - ein sehr "netter" Auftakt also! Doch mit ein paar Pausen und viel Kampfgeist ueberwanden wir diese erste Huerde der Berge, in dem Bewusstsein, dass es noch viel haerter wuerde, wollten wir wirklich die geplante Route ueber Ax-Les-Thermes, L'Hospitalet und den Pass de la Casa nehmen.
Kurz nach der Haelfte dieses ersten langen Anstieges, der auch bereits Steigungen von bis zu 9 % enthielt, begegneten wir einem Belgier, der uns auf unser Gepaeck ansprach. Er fuhr den Berg hinunter und schien sehr verbluefft, als wir ihm erzaehlten, was wir vorhaben. Mehrfach pustete er tief durch und machte grosse Augen, als wir unser Vorhaben, durch Andorra zu fahren, Preis gaben.
Nach der uns bereits sehr gut bekannten Verabschiedung "Bon Route!" setzten wir dann da an, wo wir aufgehoert hatten: Dem Anstieg trotzen! Bald erreichten wir dann auch den Col de Coudons (883 Hoehenmeter) und waren stolz auf uns. Die erste ernst zu nehmende Aufgabe der Pyrenaeen-Etappen hatten wir bestanden! Die folgenden Kilometer bis Belcaire waren dann eher gemuetlich, da wir auf einem Plateau fuhren. Erst am Ortseingang gab es nochmal einen kraeftigen Anstieg, gepaart mit Gegenwind, doch auch diesen nahmen wir und schlugen unsere Zelte dann auf dem Campingplatz von Belcaire auf.
Waehrend Anstieg Blick auf Quillan |
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