Dienstag, 7. September 2010

Tage 32 - 33: Es geht bergauf - Die Koenigsetappen der Tour

Nachdem wir zuletzt ziemlich lange Texte verfasst haben, wollen wir uns nun etwas kuerzer fassen, da das Internet in den Internet Cafes meist nicht das schnellste ist und wir nicht allzu viel Zeit dort verbringen moechten. Daher lassen wir jetzt mehr Bilder sprechen und wir werden versuchen, uns etwas kuerzer zu fassen.

DIE BERGE

Nach Ax-Les-Thermes (Tag 32)

Nach dem Warm-Up und ersten schon recht knackigen Anstiegen ging es am 32. Tag nach Ax-Les-Thermes. Freunden der Tour de France duerfte dieser Ort ein Begriff sein!

Da wir am Folgetag zum Pas de la Casa fahren und diesen bezwingen wollten, fuhren wir nach dem Erreichen Ax-Les-Thermes nicht weiter, sondern schlugen unsere Zelte dort auf einem Campingplatz relativ frueh auf, um fuer den 33. Tag, den wohl haertesten der gesamten Tour, einigermassen fit zu sein.

Dennoch war der 32. Tag trotz der nur 40 gefahrenen Kilometer kein wirklicher Ruhetag. Es ging einige Kilometer lang bergauf und wir kletterten von ca. 1000 auf 1431 Hoehenmeter, bis wir den Col du Chioula erreicht hatten.


Anschliessend gab es eine richtig lange und teilweise sehr steile Abfahrt bis in den Ort Ax-Les-Thermes. Wir liessen uns einfach nur rollen und hofften auf die Zuverlaessigkeit unserer Bremsen. Zwischenzeitlich kratzten wir schon an der 70 km/h Grenze. Auf der einen Seite freuten wir uns ueber diese Kilometer, die wir ohne zu treten, bewaeltigen konnten, auf der anderen Seite wussten wir genau, dass wir auf der Abfahrt nach Ax-Les-Thermes wieder auf ca. 800 Hoehenmeter "fielen" und dass wir am naechsten Tag umso mehr Hoehenmeter klettern muessten; denn an der Spitze des Pas de la Casa wuerden wir auf einer Hoehe von 2408 Metern sein.



Die Entscheidung (Tag 33)

Heute sollte also der Haertetest der Tour folgen. Wir hatten in Carcassonne noch ganz kurz ueberlegt, ob wir nicht doch ueber Perpignan fahren und somit den grossen Bergen ausweichen sollten. Auch in Radforen wurde Reiseradlern von dem Weg ueber den Pas de la Casa abgeraten. Auf leicht gebauten Rennraedern wohl machbar, aber mit Reiseraedern wie den unseren und mit so viel Gepaeck - eine ganz grosse Huerde!


Doch wir wollten es wagen, wir wollten schliesslich auch unbedingt Andorra auf unserer Tour bereisen. Wir koennten von diesem Tag wohl einiges erzaehlen, wollen uns aber kurz halten. Es ging bei ca. 800 Hoehenmetern mit noch relativ leichten Steigungen los. Wir kamen gut voran und erreichten nach einigen etwas nennenswerteren Steigungen von bis zu 9% auch L'Hospitalet. Hier hatten wir die Wahl zwischen zwei Strecken, entschieden uns fuer die landschaftlich laut unserer Karte schoenere, die dafuer aber 2 statt nur einer saftigen Steigung aufwies. Doch auch dieses Teilstueck, das von einigen kleinen Wasserfaellen, gepraegt ist, meisterten wir recht problemlos.

Erfrischung an einem Wasserfall
Abkuehlung, die sein muss


Danach mussten wir eine sehr lange Strecke mit einer permanenten Steigung kaempfen und ueberquerten auch bald die Grenze nach Andorra! Ein paar Kilometer dahinter befand sich auch schon der Anfang des Pas de la Casa. Hier ruhten wir uns aus, assen und tranken etwas.

Obwohl wir uns bereits auf 2000 Hoehenmeter hochgekaempft hatten und schon sehr kaputt waren, wollten wir den Pas de la Casa heute noch hinter uns bringen. Dieses kleine Teilstueck weist zwar nur ca. 5 Kilometer Laenge auf, doch es geht auf dieser kurzen Strecke nochmals 408 Meter in die Hoehe! Was das fuer eine durchschnittliche Steigung bedeutet, duerfte zu berechnen sein.

Als wir noch Pause machten, zog auf einmal Nebel auf und die Temperatur sank enorm schnell. Wir merkten erstmals, wie weit wir uns schon in den Bergen befanden. Nun mussten wir uns beeilen, die Bergspitze sah man schon laengst nicht mehr. Aufgrund der vorbeifahrenden Autos war es auch nicht ungefaehrlich. Wir mussten uns schnell entscheiden: Jetzt oder es wuerde heute nicht mehr moeglich sein, hochzufahren.


Und so fuhren wir durch den Nebel nach oben. Die Beine streikten schon allmaehlich, der Puls raste. Die Steigung erreicht zwischenzeitlich einen Spitzenwert von 13%. Nach jeder Kurve hofften wir, die Spitze zu sehen, der Pas de la Casa kam uns extrem lang vor und schien kein Ende zu nehmen. Doch nach ein paar kleinen Pausen und sehr viel Kampfgeist, rief uns dann ein Mann aus einem Auto ein Wort zu, wir glauben "Fini" oder "Finito" verstanden zu haben - noch ein paar kraeftige Tritte in die Pedale, obwohl die Beine eigentlich schon laengst nicht mehr wollten und noch eine Kurve hinter uns gebracht, dann war er dann da: Der Port d'Envalira! 2408 Meter ueber dem Meeresspiegel!



Normalerweise haette man hier eine tolle Aussicht gehabt, doch aufgrund des dichten Nebels konnte man kaum noch etwas erkennen. Die Temperatur war jetzt schon auf 11 Grad gefallen, eine Stunde zuvor waren wir noch mit kurzer Hose und T-Shirt unterwegs gewesen ...

Anschliessend konnten wir uns einfach rollen lassen und dies taten wir auch einige Kilometer lang, bis wir im Landesinnern Andorras an einem Wasserfall vorbeikamen. Wir entschieden, hier unsere Zelte aufzuschlagen. Das laute Plaetschern wuerde uns nach dieser Anstrengung sicherlich nicht vom Schlafen abhalten koennen!


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